Im E-Auto fahren wir zu viert in den Seewinkel. Die Luft flirrt an dem heißen Tag. Am Treffpunkt sind wir verunsichert. Kein Gurkenfeld, aber unerwartet viele Menschen. Neben Jürgen Hagenauer dem Gurkenprinz wird Herr Staud, der Marmelademacher und Geschäftspartner mit uns unterwegs sein, ebenso die Bio-Landwirtin Lisa, die für den Gurkenprinz in Sankt Andrä produziert und bei deren Bio-Selbstbedienungsstandl wir uns kennenlernen. Das Gemüse schaut zum Anbeißen aus.
Auf geht’s zu einem Paprika-Feld. Der Klimawandel macht es möglich, dass ganz neue Sorten auch bei uns in Österreich gedeihen. Wir erfahren, dass Gurkenprinz bzw. die Südobst GmbH aus einem Genossenschaftsverband hervorgegangen ist, der im Südburgenland von den 1960er Jahren bis 1995 vielen Bauern ein Einkommen gesichert hat. Die Marke ist fest im Burgenland verankert, selbst das Logo bildet den burgenländischen Boden und die Sonne ab.
Handarbeit wird groß geschrieben. Am nächstgelegenen Gurkenfeld bekommen wir einen Eindruck davon, was das bedeuten könnte… So weit das Auge reicht Gurkenpflanzen in langen Reihen. Die kleinen Gurkerls sind gar nicht so einfach zu finden.
Wir sprechen mit Jürgen Hagenauer über die Schwierigkeiten im Geschäft. Schlechte Planbarkeit, wenn man nur in Österreich produziert und eben nicht am Weltmarkt zukauft, was gerade so verfügbar ist. Über Kooperationen mit dem Handel, über gerechte und transparente Rahmenbedingungen international und darüber, dass Förderungen gerecht verteilt werden sollen und auch belohnt wird, wenn man Arbeitsplätze schafft, anstatt alles nur noch maschinell zu ernten.
Den Kopf voller Informationen und den Klang der unzähligen Dieselgeneratoren zur Bewässerung in den Ohren, lassen wir den Tag an einem wunderschönen Jausenplatz ausklingen. Mit regionalen Wurstspezialitäten und natürlich Saurem vom Gurkenprinz. Die Gespräche sind herzerwärmend. Herr Staud spricht von seinen MitarbeiterInnen – 50 Leute / 30 Nationen – und seine Augen leuchten. Oder er erzählt, wie er in den 1970er Jahren serbisch gelernt hat, damit er sich mit seinen Mitarbeitern verständigen kann. Weil er hat sich leichter getan, mit dem Sprache-Lernen. Und wenn Herr Staud sagt, dass Wirtschaft und Politik das tun müssen, “was den Menschen dient”, dann glaubt man ihm auf’s Wort und würde ihm am liebsten dieses Land anvertrauen.
Das macht der Gurkenprinz anders
- Langfristige Kooperationen mit Bauern werden auch heute noch groß geschrieben. Sowohl im süßen Genre mit Stauds Marmeladen, als auch im sauren mit Gurkenprinz, versucht das Team Landwirte zur Umstellung auf Bio zu motivieren und zu begleiten. Noch ist der Bio-Anteil gering – es wird für JA natürlich nach strengen Standards produziert. Aber er darf wachsen.
- Bewässerung ist im Seewinkel ein Problem. Der Gurkenprinz arbeitet mit verlegten Schläuchen und Tröpfchenbewässerung. Vorteil: es verdunstet weniger Wasser und es braucht weniger Druck. Der Strom für die Pumpe wird neuerdings mit Photovoltaik produziert.
- Für die Ernte-Arbeiter versucht man bestmögliche Bedingungen zu schaffen. Zum Beispiel eine Vorrrichtung auf der liegend geerntet wird, die beschattet ist und Rücken und Gelenke entlastet. Vielfalt unter den Mitarbeitern, Integration und Gemeinsames wird wertgeschätzt und gefördert.